Die Anlegerinnen und Anleger blicken gespannt darauf, ob der Swiss Market Index (SMI) die 12'000-Punkte-Marke in der neuen Woche halten kann - der Weg könnte etwas holprig werden. «Wir erwarten weiterhin unruhige Aktienmärkte,» sagt Björn Jesch, Global Chief Investment Officer bei der DWS. Viele für die Kapitalmärkte wichtigen Fragen, wie die Auswirkungen der hohen US-Zinsen, die Entwicklung der Inflationsrate und der geopolitischen Konflikte, seien nach wie vor offen, erklärt der Experte.

Nach dem Vorstossen über die 12'000-Marke scheint dem SMI etwas die Puste auszugehen. Hatten Zinssenkungsfantasien dem Leitindex am Freitag noch ein Jahreshoch von 12'046 Punkten, fiel er zum Wochenschluss auf rund 12'015 Zähler zurück. Auf Wochensicht gewann der SMI bis Freitagnachmittag drei Prozent. Ein Händler geht davon aus, dass die kommenden Handelstage an der Schweizer Börse von einer Konsolidierung geprägt sein könnten. Für die Anleger sei es eine gute Gelegenheit, in der zweiten Monatshälfte ein paar Gewinne mitzunehmen. 

Fed-Protokoll steht zur Veröffentlichung an

Gesprächsthema Nummer eins wird wohl der künftige Kurs der grossen Zentralbanken bleiben. Investoren dürften die am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Protokolle der letzten US-Notenbank-Sitzung auf neue Hinweise bezüglich des weiteren Zinspfades abklopfen. Noch sei alles offen, betonen Analysten immer wieder. Auch nachdem der Inflationsdruck in den USA zuletzt etwas nachgelassen habe, seien viele weitere Daten nötig, bevor der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eine Zinssenkung beschliessen könne, sagt Mark Dowding, Chefanleger beim Vermögensverwalter RBC BlueBay. Nach teils aggressiven Erhöhungen zur Eindämmung der Teuerung hält die Fed den Leitzins seit geraumer Zeit in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent konstant. Anleger hoffen darauf, dass die Währungshüter im September eine erste Zinssenkung beschliessen und der Konjunktur damit neuen Schwung verleihen könnten.

Bei der Europäischen Zentralbank gilt eine Zinssenkung auf der kommenden EZB-Sitzung am 6. Juni bereits als so gut wie ausgemacht, weshalb sich die Diskussion inzwischen vor allem um den weiteren Zinspfad dreht. Wie die geldpolitische Ausrichtung der Notenbanker in der zweiten Jahreshälfte ausfällt, dürfte neben den Inflationsdaten auch von der konjunkturellen Entwicklung in der Euro-Zone abhängen. Besonderer Aufmerksamkeit kommt daher den am Donnerstag auf der Agenda stehenden Einkaufsmanagerindizes für Mai zu. Sie gelten als verlässliche Frühindikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung. «Angesichts der bislang eingegangenen positiven Signale ist eine weitere Stimmungsaufhellung unter den Einkaufsmanagern wahrscheinlich», prognostizieren die Analysten der LBBW. Am Finanzmarkt wird aktuell mit drei Zinssenkungen der EZB in diesem Jahr gerechnet.

Chiphersteller Nvidia lässt sich in die Bücher blicken

Wie es um die deutsche Konjunktur bestellt ist, dürften am Freitag die detaillierten Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal zeigen. Die deutsche Wirtschaft hatte von Januar bis März dank steigender Exporte und Bauausgaben eine Rezession vermieden.

Auf der Unternehmensseite sollte es nach der Flut von Konzernbilanzen in den vergangenen Wochen ruhiger zugehen. In der Schweiz legen Orascom, IdorsiaSwiss LifeYpsomedGalenica und Julius Bär Zahlen vor. 

Für Gesprächsstoff könnte allerdings noch Nachzügler Nvidia sorgen, der am Mittwoch einen Einblick in das erste Quartal gibt. Anleger hoffen bei dem weltweit führenden Anbieter von Spezialprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) auf eine erneute Vervielfachung von Umsatz und Gewinn. Nach der starken Entwicklung 2023 liege die Messlatte allerdings hoch, sagt Anlagestratege Ben Laidler vom Online-Broker eToro.

(cash/Reuters)